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"Wo möchten Sie in fünf Jahren stehen?"

Veröffentlicht am 6.04.2014 19:55h

Dies ist eine Bewerbern im Vorstellungsgespräch gern gestellte Frage. Aus gutem Grund, denn man möchte schon gern wissen, ob der Jobaspirant eine gewisse Vorstellung von seinem beruflichen Weg hat.

Das Frageziel des Interviewers

„Wo wollen Sie eigentlich hin?“ fragte der Kabarettist Helmut Qualtinger einmal einen jungen Motorradfahrer. Die Antwort: „Das weiß ich selbst nicht genau.“ Qualtinger: „Warum rasen Sie dann so?“ Die Antwort: „Na ja – umso schneller komme ich doch an.“

Wer nicht weiß, wohin die berufliche Reise gehen soll, braucht sich nicht zu wundern, wenn er da landet, wo er überhaupt hin wollte. Deshalb gehört die Fähigkeit, Ziele zu formulieren bzw. gegebenenfalls auch umzuformulieren, zu den wichtigsten Schlüsselqualifikationen einer Fach- und Führungskraft. Ein Bewerber ist bei diesem Thema doppelt gefordert: Er sollte überhaupt Vorstellungen hinsichtlich seiner beruflichen Zukunft haben und diese sollten – zumindest in den Augen des Gesprächspartners – einigermaßen realistisch sein.

Antwort A

„In fünf Jahren möchte ich auf ihrem Stuhl sitzen.“

Bewertung

Die Zeiten, als man mit dieser kecken Antwort Selbstbewusstsein demonstrieren konnte und damit auch noch gut ankam, sind lange vorbei. Wer sich heute zu sehr von der eigenen Vorzüglichkeit beeindruckt zeigt, positioniert sich nicht gerade vorteilhaft.

Antwort B

„Ach – wissen Sie – für mich ist es erst einmal wichtig, diese Hürde hier zu nehmen. Alles Weitere wird sich dann schon finden. Aber das würde mich schon interessieren – wie sind denn die Karrierechancen in Ihrem Unternehmen? Welchen Bedeutung hat die Personalentwicklung in Ihrem Hause? Es bringt ja nichts, wenn man irgendwelche Träume oder Hoffnungen hat und die Umstände nicht entsprechend sind. Klar – eins ist sicher – ich möchte möglichst nicht fünf Jahre denselben Job machen.“

Bewertung

Der Bewerber wirkt sehr planlos. Er hat – um sprachlich auf der Höhe der zeit zu sein - null Peilung. Der letzte Satz nährt den Verdacht, dass er – einmal in den Niederungen des beruflichen Alltags angekommen – recht bald „mit den Hufen scharren“ würde.

Antwort C

„Natürlich ist für mich zunächst einmal die Frage ‚Was kann ich tun?’ wichtiger als die Frage ‚Was kann ich werden?’. Aber ich habe mir selbstverständlich auch Gedanken darüber gemacht, wie es mittelfristig weiter gehen könnte. Toll fände ich einen Auslandseinsatz bei einem Tochterunternehmen – falls es zu einer positiven Entscheidung kommt. Osteuropa fände ich besonders interessant, weil ich mich mit den neuen EU-Mitgliedern intensiv befasst habe.“

Bewertung

Gut gekontert. Wer permanent mit seinem beruflichen Fortkommen beschäftigt ist, vernachlässigt seine Aufgabe. Die dann formulierten Vorstellungen sind klar und auch noch gut begründet.

Über den Tag hinaus denken

Das gilt ganz besonders für (Führungs)Nachwuchskräfte. Hier einige Beispiele, wie Sie je nach Ambition und Qualifikation antworten könnten:

  • „Mittelfristig möchte ich Personalverantwortung übernehmen – ich stelle mir also eine Linienaufgabe vor.“
  • „In fünf Jahren wäre ich gern Key Account Manager.“
  • „Ich möchte gern in einigen Jahren federführend anspruchsvolle Projekte realisieren.“
  • „Interessant wäre es für mich, einmal Einfluss auf Unternehmensstrategien nehmen zu können.“

aus: Claus Peter Müller-Thurau: 101 Fragen und Antworten im Vorstellungsgespräch. Rudolf Haufe Verlag. 4. Auflage 2011